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22.07.15 Cortina d'Ampezzo - Klausen

117 km

   
via Passo di Falzarego; Passo di Valparola; Abtei (Alta Badia); Sankt Lorenzen; Brixen

Gestern Nacht muss ich etwas komisches geträumt haben, denn ich war heute Morgen der festen Überzeugung, dass der Passo die Falzarego "nur" 1'745 Meter hoch ist und dass es von dort nur noch ein Katzensprung auf den Passo di Valparola ist. Da Cortina schon auf 1'210 Meter liegt und gleich zu Beginn die Distanz zur Passhöhe mit 16.5 Kilometer angegeben ist, sollten diese beiden Berge ja rasch überwunden sein. Aber eben: es kam dann ganz anders...

Es hatte zwar viel Verkehr auf der Passstrasse, aber ich kam gut damit zurecht. Der Anstieg war ziemlich moderat, so dass ich zuweilen auch mal in den 2. Gang hochschalten konnte. Mit der Zeit wurden dann nicht nur jeden Kilometer die verbleibende Distanz zum Gipfel angezeigt, sondern auch alle 100 Höhenmeter die aktuelle Höhe.

Aufgrund dieser Daten erwartete ich mal ein längeres Flachstück und befürchtete sogar eine Abfahrt vor dem Passübergang. Es kam dann zwar mal ein Flachstück, aber das währte nur kurz. Und da war ich schon fast auf 1'600 Metern und es verblieben immer noch gegen 10 Kilometer...

Als ich dann auch das 1'800 Meter-Höhenschild hinter mir gelassen hatte, musste ich doch mal anhalten und einen Blick auf die Karte werfen. Nun, die Höhe vom Passo die Falzarego ist mit 2'105 Metern angegeben... Immerhin stimmte das mit dem Katzensprung auf den Passo die Valparola, denn der war gleich daneben mit einer Höhe von 2'197 Metern!

So nahm ich noch die letzten Kilometer und Höhenmeter auf den Passo di Falzarego in Angriff, bog auf der Passhöhe gleich rechts ab und machte erst auf dem Passo di Valparola Halt. Von dort aus konnte ich ins Tal von Alta Badia hinunterblicken, doch meine Augen erkannten auch wenig erfreuliches: am Horizont war eine schwarze Wand zu erkennen! Der Donner hallte bereits bis auf den Pass hinauf!

Ich versuchte, so viel Strecke wie möglich zu machen, bevor mich das Gewitter erwischt. Und das waren dann doch gegen 15 Kilometer, bis mir ausgangs Abtei dicke Regentropfen ins Gesicht flogen. Unter dem kleinen Dachvorsprung von einem alten Holzhaus zog ich den Regenschutz an und wartete einen kleinen Moment ab, bis der Regen ein bisschen nachliess. Dann fuhr ich 200 Meter zurück und quartierte mich um 12.30 Uhr unter dem Dachvorsprung von Polizei, Lebensmittelladen und Apotheke ein, wo bereits eine wandernde Familie Zuflucht gefunden hatte - später kam noch ein Rennradfahrer dazu.

Ich ass dort mein Mittagessen-Sandwich, gönnte mir ein Stück Kuchen zum Dessert und schlief ein bisschen, bis es dann um 13.20 Uhr endlich aufhörte zu regnen. Vor dem Regen hatte es sicher um die 30 Grad. Bei der Apotheke war eine Temperaturanzeige, welche bei meiner Ankunft 26 Grad anzeigte - und als ich mit Regenhosen und Regenjacke wieder losfuhr, waren es gerade noch 18 Grad!

Es ging dann weiter das Tal hinunter, und nach 10 Kilometern konnte ich die Regenbekleidung wieder ausziehen - 2 Kilometer weiter war dann die Strasse schon wieder komplett trocken.

Danach folgten noch ein paar Tunnelpassagen von zusammengezählt sicher über 3 Kilometern. Da war ich froh, dass es stetig bergab ging und ich diese Passage rasch bewältigt hatte.

Ab Sankt Lorenzen folgte ich dem Radweg Richtung Brixen, wobei es zu Beginn ziemlich mühsam war mit vielen steilen bergauf-Passagen, obwohl ich eigentlich talwärts unterwegs war. Das war aber bei weitem kein Vergleich mit dem, was ich in Brixen erlebte...

Dort kam ich auf dem Radweg daher, musste auf einer Brücke die Autostrasse überqueren und sah das Hauptrassenschild "Brixen 5.5 km" geradeaus. Im letzten Moment sah ich (leider) noch, dass der Radweg rechts weggeht und folgte (leider) dieser Signalisation. Nach ein paar hundert Metern steiler Abfahrt war dort angegeben "Brixen 10 km". Hätte ich geahnt, was mich auf diesen 10 Kilometern erwartet, hätte ich rechtsum kehrt gemacht und die 15 bis 20 Minuten investiert, um den Berg wieder hinaufzufahren und auf der Hauptrasse nach Brixen zu fahren!

Stattdessen folgte ich (leider) brav den Radwegschildern, welche mich zuerst auf die andere Talseite zur Brennerautobahn führten. Dort musste ich dann eine Weile Richtung Brenner fahren, Brixen im Rücken, bis ich nach einem steilen Anstieg wieder kehrt machen durfte und ein paar Höhenmeter weiter oben wenigstens wieder die richtige Richtung hatte. Aber das war bei weitem noch nicht das Schlimmste!

Es folgten dann Schotterabschnitte mit tiefem Mus, wo die Reifen bis zu den Felgen einsanken; steil abfallende Schotterabschnitte mit tiefen Gräben drin; Waldwege; steil ansteigende Waldwege mit Felsen und Geröll; enge, unüberisichtliche Ecken, wo jedesmal auf 0 abgebremst und wieder neu beschleunigt werden musste... da steckte man dann den harten Kopfsteinpflasterabschnitt in Brixen drin schon fast locker weg! Wer diese Strecke geplant und als Radweg bezeichnet hat müsste dazu gezwungen werden, jedes Wochenende diesen "Radweg" mit dem Fahrrad abzufahren - ob mit oder ohne Gepäck ist egal! Dann würde diese(r) #@%+! ganz sicher ganz schnell eine andere Route als Radweg ausschildern!

Es wäre zwar langsam aber sicher Zeit gewesen, das Nachtlager aufzuschlagen, und Durst hätte ich auch gehabt, aber unter diesen Umständen beschloss ich, Brixen zu boykottieren. So fuhr ich dann noch 8 Kilometer weiter bis Klausen, wo ich die notwendigen Lebensmittel und Getränke erwarb, bevor ich zum Zeltplatz fuhr. Nach einem langen Tag erreichte ich diesen um 17.30 Uhr. Kaum 2 Stunden später begannen dann wieder die Gewitter...

 
                             
                     
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