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12.03.09 Pichilemu - Allschwil

219 km

   
via Melipilla; Santiago de Chile; Sao Paulo; Zürich

08.03.09, 62 km
Der Wirt fragte mich am Morgen, wohin ich heute will, und als ich ihm Litueche angab, meinte er, „puro plano“, da sei ich ja schon am Mittag. Warum nicht 30 Kilometer weiter, wo es wieder schönen Strand hat? Nun, ich traute ihm mit der Streckenbeschreibung nicht, denn gemäss meiner Karte geht es gleich nach Pichilemu auf mindestens 300 Meter hinauf. Als ich das Mittagessen einnahm, hatte ich denn auch erst 22 Kilometer zurückgelegt und befand mich auf einer Höhe von 550 Meter. Soviel zu „alles eben“…

Vom Streckenprofil entsprachen dann die verbleibenden 40 Kilometer schon eher seiner Beschreibung. Zuerst ging es noch 7 Kilometer schön bergab, dann tatsächlich eben oder in kleinen Wellen Litueche entgegen. Nach der Abfahrt begann ich allerdings zu zweifeln, ob ich noch auf der richtigen Strasse bin. Oben auf der Krete war eine Verzweigung, wo es links unasphaltiert weiterging und 2 Ortschaften in einer Distanz von 5 bzw. 14 Kilometern angegeben waren, die ich auf meiner Karte nicht finden konnte. Ich wählte die andere, asphaltierte Option, wobei hier eine Stadt in 105 Kilometer Entfernung angegeben wurde, die nicht auf meiner Route liegt, sondern an der Panamericana – und unten im Tal drehte dann die Strasse immer mehr Richtung Süden ab… Nach einigen bangen Momenten, wo ich mir schon Alternativrouten nach Santiago überlegte (diese Steigung wollte ich auf keinen Fall wieder hoch!), kam dann aber doch noch die Abzweigung nach Litueche.

Ich bekam aber zu spüren, dass ich in den Nachmittag hineinfuhr (Frühstück gab es erst ab 08.30 Uhr), denn in der gleissenden Sonne verdunstete das Wasser, bevor es die Kehle erreichte… Entsprechend trocken und karg ist auch die Landschaft, wobei die Hügel zuweilen auch mit niedrigen, alleinstehenden Bäumen übersät sind.

In Litueche angekommen, irrte ich zuerst durch den Ort, bis ich eine Hostería/Residencial fand. Da habe ich dann nochmals ein Almuerzo eingenommen und, während ich darauf wartete, dass ich das Zimmer beziehen kann, einen Liter eisgekühlten Erdbeersaft hinuntergekippt. Dann ging ich noch in den Supermarkt und kaufte noch eine grosse Flasche Apfelsaft, einen Liter Ananassaft und einen Liter Erdbeermilch – so sollte ich genug Flüssigkeit bis morgen früh haben…

09.03.09, 78 km
Um der Nachmittagshitze zu entfliehen, legte ich heute bereits kurz nach 8 Uhr die ersten Meter zurück. Ich konnte da zwar praktisch nichts sehen – aber nicht, weil es noch Nacht gewesen wäre, sondern weil der Nebel extrem dick war. Bis sich dieser vollständig aufgelöst hatte, hatte ich bereits 36 anspruchsvolle Kilometer zurückgelegt. Es ging nämlich gleich zu Beginn wieder mal bergauf, dann eine Abfahrt, über eine Staumauer und dann wieder bergauf. So ging es weiter von Hügel zu Hügel.

Die meiste Zeit konnte ich auf dem Seitenstreifen zurücklegen, worum ich auch sehr froh war. Mittlerweile bekomme ich nämlich die Nähe zu Santiago zu spüren und neben Autos prescht Lastwagen um Lastwagen an mir vorbei.

Melipilla war dann näher an Litueche als erwartet; In Litueche wurde eine Distanz von 86 Kilometern angegeben, nach 78 Kilometern war ich aber schon am Ziel. Vor allem in der zweiten Hälfte hatte ich das Gefühl, dass ich kaum mehr vorwärts kam, und als ich in Melipilla dann das Rad kontrollierte, musste ich eine weitere gebrochene Hinterradspeiche zur Kenntnis nehmen. Dadurch streifte das Rad ziemlich heftig an der Bremse. Nun, es muss nur noch die verbleibenden 60 bis 70 Kilometer morgen zum Flughafen durchhalten…

10.03.09, 79 km
Wie gestern startete ich nochmals kurz nach 8 Uhr, und ich legte gleich mal ein ordentliches Tempo hin. Die Strasse war eben, und bald fuhr ich durch Bollenar und María Pinto durch. 58 Minuten für die ersten 20 Kilometer, 53 für die folgenden 20 Kilometer – das macht Spass!

Wenig später hatte ich die Wahl, auf die Autobahn A68 abzubiegen oder über die Cuesta lo Prado zu fahren, wobei ich mich für die zweite Option entschied. Das war dann nochmals ein richtiger Brocken mit 10 Kilometer bergauf auf Naturstrasse. Die ersten 3 Kilometer ging es noch geradeaus, wobei ich immer kleinere Gänge auflegen musste. Als ich dann mal auf die Höhenanzeige blickte, zeigte diese aber schon mal 100 Meter mehr an. Dann ging es erst richtig in den Berg hinein, und auf den folgenden 7 Kilometern ging es in unzähligen Serpentinen 500 Meter hoch auf 790 Meter. Verkehr hatte es da nicht viel – 5 Fahrzeuge begegneten mir auf dieser Strecke.

Ich hoffte am Morgen, dass ich vom Gipfel auf Santiago hinunterblicken kann, doch daraus wurde leider nichts. Der Nebel war heute sehr zäh und hing im Berg drin. Die Abfahrt war dann asphaltiert, und den Nebel habe ich dann auch hinter mir gelassen. Dafür gab es heftige Winde, gegen die ich je nach Richtung ankämpfen musste.

Unten angekommen kam ich dann zur A68, welcher es zuerst noch ein paar Kilometer parallel entlang ging. Doch für die letzten 15 Kilometer war dann definitiv Autobahn angesagt. Als ich nach der Hälfte auf die A5 Richtung Norden abbiegen konnte, hatte ich dann dank Rückenwind auch beinahe ein autobahnwürdiges Tempo und fuhr mit 40 km/h dem Flughafen entgegen.

Dort bezog ich dann zuerst ein Zimmer im Hotel gleich gegenüber dem Terminal, und nach einer erfrischenden Dusche erkundete ich den Flughafen. Leider konnte ich keinen Karton auftreiben, aber mein Velo habe ich dann doch ziemlich gepolstert. 2 Stunden brauchte ich, wobei ich eines der Pedale nicht abschrauben konnte. Da habe ich dann das Zelt draufgelegt. Auch Schlafsack und Isomatte sind – neben 3 Packtaschen – am Fahrrad festgeklebt. Das Ganze habe ich dann noch mit der Zeltunterlage zugedeckt. In der Abflughalle hatte ich vorher eine SecureBag-Station gesehen, wo Gepäckstücke mit Folie umwickelt werden können. Nun, morgen werde ich denen noch mein Fahrrad hinstellen…

11.03.09, 0 km
Der letzte Tag dieser Reise in Südamerika. Das macht schon ein bisschen nervös, und ich wälzte mich ab 05.30 Uhr im Bett, bis ich dann den Fernseher angeschaltet habe. Da kam zwar nichts interessantes, aber es kam mir nochmals Spanisch vor…

Um 9 Uhr hatte ich alles gepackt und checkte im Hotel aus. Mit dem eingepackten Velo und meinen beiden Gepäckstücken (die grosse schwarze Tasche sowie eine der hinteren Packtaschen als Handgepäck) lief ich über die Strasse, und im Terminal auf der anderen Seite mit dem Lift hoch in den 3. Stock. Da liess ich dann die Arbeiter von SecureBag wirken, welche zu dritt den unteren Teil vom Fahrrad mit Folie umwickelten.

Der Swiss-Schalter war gleich dahinter, aber ich musste bis um 10.30 Uhr warten, bis ich einchecken konnte. Das Gepäck wog dann nur 13.5 kg, das Fahrrad knapp 30 kg. Überraschenderweise musste ich dann fürs Fahrrad gar nichts bezahlen – auch gut!

Ich ging dann gleich durch die Passkontrolle, suchte Gate 12, ging shoppen, ass noch etwas kleines und begann dann, ein Buch zu lesen. Um 13 Uhr ging es ins Flugzeug, und wenig später in die Luft. Nach einer verwirrenden Kurvenkombination ging es dann über die Anden. Dank dem wolkenlosen Himmel gab es auch einen schönen Blick hinunter auf die Schneegipfel. Bald gab es aber dichte Wolken, und ich widmete mich wieder mehr dem Buch.

Nach knapp 3‘000 Kilometer gab es dann noch einen knapp zweistündigen Zwischenstopp in Sao Paulo - da war ich doch schon mal… Ich lief den selben Gang an der Aussenseite vom Terminal entlang wie letzten September, um in den Transitbereich zu gelangen – und wie damals gab es wieder eine lange Warteschlange, da alle durch den selben Metalldetektor mussten. Wie schon in Santiago machten da meine Radlerschuhe aber keine Probleme.

Zuvor hatte ich noch über einen Konstruktionsfehler vom Flughafen geschmunzelt. Auf dem Weg in die Transithalle kreuzten uns Passagiere, die nach der Ticketkontrolle in ein Flugzeug einstiegen. Rechts abbiegen, und ich hätte einen Flug ins Ungewisse machen können…

Von Sao Paulo nach Zürich ging es dann mit der selben Maschine weiter. Während zuvor weniger als die Hälfte der Sitze belegt waren, war die Maschine nun ziemlich voll. Zuerst habe ich noch ein bisschen gelesen, dann, nach dem Nachtessen, als das Licht gelöscht wurde und ich noch zuwenig müde zum schlafen war, beschäftigte ich mich mit dem Bordsystem. Zweimal versuchte ich zu schlafen, doch irgendwie wurde ich nicht richtig müde, und die zwischenzeitlichen Turbulenzen gaben mir auch jedesmal wieder neuen Schub… Nach dem Sonnenaufgang über Spanien war dann wieder genug Licht, um vom Bordsystem zum Buch zu wechseln. Dann ging es schon bald über die unter den Wolken liegende Schweiz, wo dann, als wir da durch waren, auch Schnee im Mittelland zu sehen war. Ist wohl ein bisschen kühler in der Schweiz…Nach einer Sightseeing-Tour an Kernkraftwerken vorbei war dann um 11 Uhr die Landung in Zürich – trotz nur 15 Minuten Schlaf ein kurzweiliger Flug.

Diese Südamerika-Tour ist nun vorbei, was bleibt sind die vielen schönen Erinnerungen. Mal schauen, wie lange die Sonnenbräune und die Kraft in den Beinen anhält…

Allschwil, 14.03.2009
Gesamtkilometer: 11162










 
                     
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